… aber das machen wir dann mit "echter Software-Entwicklung" …

Dieser Satz beschäftigt mich seit einiger Zeit, da mir die Aussage dahinter im Zusammenhang mit Low-Code immer und immer wieder begegnet.

Meinen Gesprächspartnern ist die herkömmliche Software-Entwicklung bekannt und sie interessieren sich aktuell für die Microsoft Power Platform. Wir sprechen z.B. über die Möglichkeiten, welche Power Apps zur Verfügung stellt und die Potenziale, welche in den Unternehmen meines jeweiligen Gegenübers damit abgedeckt werden sollen.

Und irgendwann passiert es dann. Mein Gegenüber hebt beide Hände nach oben und malt mit Zeige- und Mittelfinger zwei kleine Striche in die Luft und lässt parallel die Worte "echte Software-Entwicklung" ertönen.

Letzte Woche ist mir dann der Knoten aufgegangen und ich habe verstanden, was damit gemeint ist. Gleichzeitig habe ich die Gefahr erkannt, die durch das unbewusste Framing stattfindet.

Echte Software-Entwicklung wird zum Synonym für die Erstellung von Programm-Code und gleichzeitig wird Low-Code zu Nicht-Software-Entwicklung erklärt. Wie gesagt, das passiert unbewusst und es ist weder böse noch despektierlich gemeint.

Gefährlich finde ich es deshalb, weil Software-Entwicklung wesentlich mehr ist, als die Erstellung von Programm-Code oder anders gesagt, Software-Entwicklung findet auch dann statt, wenn kein oder wenig Programm-Code erstellt wird.

Wenn Entscheidern dies im entscheidenden Moment nicht bewusst ist, kann das zu unschönen Überraschungen führen.

Folgend nur ein paar Beispiele, die außerhalb des Codings in der Software-Entwicklung eine wichtige Rolle spielen:

  • Architektur in verschiedenen Ausprägungen
  • Datenmodellierung/Datenbankdesign
  • Schnittstellen-Design
  • UI und UX
  • Konzept für Autorisierung

Was möchte ich zum Ausdruck bringen?

Liebe Entscheider, wenn eure Mitarbeiter aus den Fachabteilungen anfangen auf Basis von Low-Code Software-Lösungen zu erstellen, betreiben diese Personen Software-Entwicklung. Es ist Software-Entwicklung die mit sehr wenig oder gänzlich ohne Code-Produktion stattfindet - aber es ist Software-Entwicklung.

Und wenn ihr möchtet, dass diese Lösungen langfristig gut funktionieren, wartbar und erweiterungsfähig sind, dann gebt den Kollegen die Zeit und die Möglichkeit, sich mit den verschiedenen Facetten der Software-Entwicklung zu beschäftigen, sich schulen und weiterbilden zu lassen. Stellt ihnen jemanden zur Seite (intern oder extern), der Erfahrung in der Software-Entwicklung hat, der kurzfristig unterstützen und langfristig als Sparringspartner fungieren kann.

Wenn ihr darauf achtet, verspreche ich euch, macht Low-Code richtig Spaß und wird euch die erwarteten Erfolge und Mehrwerte bringen.